Reichlich viel Gepäck
Der aktuelle Förderorden des LRN nimmt die Lage auf die Schippe
Beinahe hätten wir es vergessen. Aber rechtzeitig zu Beginn des Sitzungskarnevals wollen wir nun doch noch den Förderorden 2022/2023 vorstellen. Auch wenn ihn viele, die auf der „Verleihungsliste“ stehen, schon haben. Andere dürfen sich noch darauf freuen.
Der aktuelle LRN-Orden schließt inhaltlich an seinen Vorgänger an. Im vergangenen Jahr hatte der abgebildete Karnevalist noch Orientierungsschwierigkeiten. Er sah den Wald vor lauter Bäumen nicht. Nun steht das Männlein immer noch im Wald. Etwas ratlos wischt sich der Narr den Schweiß von der Stirn. Den Weg kennt er nun zwar genau. Unmissverständlich zeigt der Wegweiser Richtung Karneval. Doch bis dahin ist es weit. Und wie soll er die 11 Kilometer zum Ziel bloß mit dieser Menge an Gepäck schaffen? Die Aufschriften der Koffer zeigen, was der arme Narr so alles mit sich herum schleppen muss: Corona, Inflation, Energiekrise, Ukraine-Krieg.
Natürlich hoffen wir alle, dass die Karnevalisten das schwere Gepäck in diesem und den nächsten Jahren, die – so steht zu befürchten – auch nicht viel leichter werden, irgendwie gestemmt bekommen. Auf jeden Fall sollten wir alle dabei den Humor nicht verlieren. Sonst können wir die Koffer gleich zum Einpacken nutzen.
Mit dem Förderorden- deshalb heißt der so - zeichnet der LRN alljährlich seine dankenswerterweise wachsende Zahl von Fördermitgliedern aus. Aber auch Tollitäten im Verbandsgebiet, vor allem die höchsten Repräsentanten des Nachwuchses, und Unterstützer und Helfer der Verbandsarbeit werden damit bedacht.
Närrischer Nachwuchs ist bereit für die Session
34. Närrischer Jugendtreff
"NRZ und WAZ vom 1. November 2022".
Zwei Personen, die im Presse-Bericht über den Jugend-Treff nicht auftauchen, wollen wir an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen: Ein dickes Lob gebührt der neuen Moderatorin Nina. Sollte die junge Frau von der Duisburger KG Königreich Duissern bei ihrer Premiere nervös gewesen sein, so merkte man ihr das nicht an. Ausgesprochen souverän und mit einer angenehm klingenden Stimme, die überall im voll besetzten Saal gut zu verstehen war, führte sie durch das vierstündige Programm. Eine Überraschung bereitete das Präsidium einem langjährigen Mitstreiter. Und der hat ganz schön sparsam geguckt, als er plötzlich auf die Bühne gerufen wurde. Die Rede ist von Gerd Rien von der Oberhausener Ehrengarde, der "seit gefühlten 300 Jahren", so LRN-Präsident Dirk Bonkhoff, die witzige Bühnen-Deko für den Jugendtreff entwirft, konstruiert und auf- und abbaut. Dirk zeichnete ihn dafür mit dem höchsten Orden des Verbandes, dem Sonderorden Verdienste, aus. Und er wünschte sich, dass Gerd sein kunstvolles Wirken doch möglichst bitte weitere 300 Jahre fortsetzen möge.
Nachwuchs ist wild auf neue Session
Ein voller Erfolg war am Sonntag, 30. Oktober, der 34. Närrische Jugendtreff des LRN. In der ausverkauften (!) Stadthalle Walsum zeigten 250 Kinder und Jugendliche von 18 Vereinen aus sechs Städten des Verbandsgebiets ihr Können. Die große Resonanz an der Veranstaltung zeigt, dass das Interesse am Karneval nicht erloschen ist. Ein ausführlicher Bericht folgt.





Trainerinnen-Schulungen des LRN

Karneval und Corona: Welche Auswirkungen hat Coronapandemie auf den rheinischen Karneval
Das Kompetenzzentrum für Kulturerbe der Universität Paderborn hat über 1.500 Personen befragt
Vom 25. Februar bis zum 28. April 2021 haben insgesamt 1.542 Personen an einer Online-Umfrage teilgenommen. Knapp 87 Prozent von ihnen sind Mitglied in einem Karnevalsverein. „Die hohe Teilnahmebereitschaft an der Umfrage zeigt, wie stark das Bedürfnis nach wissenschaftlicher Auseinandersetzung mit dem immateriellen Kulturerbe während der Krise ist. Gerade die kulturelle Praxis gesellschaftlicher Rituale, Bräuche und Feste ist von der Pandemie stark und in ihren Kernelementen betroffen“, betont Prof. Dr. Eva-Maria Seng, Leiterin des Kompetenzzentrums für Kulturerbe. Auch der LRN war in diesem Zusammenhang kontaktiert worden und hatte die Werbetrommel für die Umfrage gerührt.
Erste Ergebnisse hat das Kompetenzzentrum der Uni Paderborn nun in einer Pressemitteilung vorgestellt. Die Umfrage mache deutlich: Geselligkeit, Gemeinschaft, Frohsinn, Tradition, Gemeinsinn, regionale Identität und Kontinuität zeichnen für 90 Prozent der Befragten den rheinischen Karneval am stärksten aus. „Schon an diesen noch allgemeinen Angaben ist zu erkennen, wie schwer die einzelnen Aspekte in Einklang mit den Restriktionen der Coronapandemie zu bringen sind“, hebt der wissenschaftliche Mitarbeiter Jonas Leineweber hervor.
Dass sich die kulturelle Praxis des rheinischen Karnevals durch die Pandemie stark oder sehr stark verändert hat, denken nahezu alle Befragten (96 Prozent). Im Vergleich zu anderen Veranstaltungen und Angeboten der Vereine bedauern über 90 Prozent der Umfrageteilnehmer den Ausfall der Karnevalsumzüge und -sitzungen am meisten. Die Veranstaltungen haben für mehr als 90 Prozent insbesondere als Ort der Begegnung, der Geselligkeit und Gemeinschaft gefehlt. Auch das Erleben von künstlerischen Auftritten und die Abwechslung zum Alltag haben über 85 Prozent der Befragten stark beziehungsweise sehr stark vermisst. Der Wegfall des ausgelassenen Feierns und des gemeinsamen Essens und Trinkens wurde dagegen mit knapp 70 Prozent weniger bedauert.
Dennoch halten 93 Prozent der Befragten die Absage der Karnevalsfeste der Session 2020/21 vor dem Hintergrund der Coronapandemie für richtig. Aus ihrer Sicht hätten die Vereine während dieser Zeit insbesondere Werte wie Verantwortungsbewusstsein (87 Prozent), Vernunft (83 Prozent) und Solidarität (77 Prozent) vermittelt. „Wie zahlreiche zivilgesellschaftliche Akteure haben auch die Karnevalsvereine ihre Scharnierfunktion und gesellschaftliche Verantwortung wahrgenommen und somit dazu beigetragen, die Einhaltung der Restriktionen und die gebotene Rücksichtnahme in die Breite der Gesellschaft zu tragen“, so Leineweber.
Die von vielen Vorständen durch das Pandemiegeschehen befürchtete Entwöhnung und Abwendung vom Verein sind laut der Umfrageergebnisse dagegen nicht messbar. Die Motivation, zukünftig eine Karnevalsveranstaltung zu besuchen, ist sogar bei knapp der Hälfte der Befragten gestiegen und nur bei ca. 5 Prozent gesunken. 28 Prozent schilderten außerdem, motivierter zu sein, sich zukünftig in einem Karnevalsverein zu engagieren
Außerdem haben die Wissenschaftler*innen danach gefragt, in welchen Bereichen sich die Karnevalsvereine während der Pandemie weiterentwickelt haben. Die größten Tendenzen sehen die Befragten bei der Nutzung sozialer Medien (46 Prozent) und von Videoformaten (41 Prozent) sowie im Bereich der Digitalisierung (40 Prozent). Auch seien die Vereine kreativer geworden (45 Prozent). Leineweber vermutet, dass damit insbesondere die Gestaltung von Alternativprogrammen gemeint sein dürfte.
Sollte die Krise anhalten, sodass Umzüge, Sitzungen und Konzerte weiterhin ausfallen müssen oder nur stark eingeschränkt stattfinden können, habe das aus Sicht der Befragten erhebliche Folgen für die Praxis der Karnevalsvereine – aber auch für das Leben in den Städten und Dörfern. 74 Prozent rechnen dann mit einem Rückgang der Vereinsgemeinschaft, 68 Prozent gehen von einem Mitgliederschwund und 73 Prozent sogar von einer Existenzbedrohung der Karnevalsvereine aus.
Die wissenschaftliche Auswertung der Daten soll im Jahr 2022 abgeschlossen und veröffentlicht werden. Wir finden diese Studie sehr interessant, und deshalb veröffentlichen wir den derzeitigen Stand der Auswertung. Sobald uns weitere Informationen vorliegen, werden wir an dieser Stelle weiter berichten.
Seite 1 von 2
- 1
- 2